Lübeck – Mit ein wenig mehr Glück in der letzten Sekunde hätten sich die Jugendbundesligahandballer des MTV mit einem Punktgewinn gegen den THW Kiel selbst belohnt für eine tolle Leistungssteigerung innerhalb von 45 Stunden.
Nach der dritten deutlichen Niederlage in Folge am Freitagabend in Flensburg schien am späten Sonntagnachmittag in der Hansehalle einiges anders zu laufen als erwartet oder sogar befürchtet: der haushohe Favorit aus der Landeshauptstadt kam ohne die Jugendnationalspieler Henri Pabst und Ben Connar Battermann nach Lübeck, die beide mit der Herrenmannschaft zum Bundesligaspiel nach Berlin gereist waren. Die Jungs von Trainer Andrej Kurchev wechselten nach dem Aufwärmen dieses Mal die Hallenseite und kam mit dieser gut zurecht. Und zusätzlich kamen erfreulicherweise noch knapp 300 Zuschauer, die ihren Besuch sicher nicht bereuten.
Von Beginn an war es überraschend ein offener Schlagabtausch, bei dem den Lübeckern insbesondere in der Defensivarbeit anzumerken war, dass sie sich etwas vorgenommen hatten. Erneut trug auch Neuzugang Julian Hamann im Tor insbesondere in den ersten 20 Minuten einen großen Teil dazu bei, dass der MTV auf Augenhöhe blieb. Von den ersten 7 Toren (6:7, 16. Minute) erzielten die Kieler 4 per Siebenmeter, weil sie sich sonst schwertaten. Im Lübecker Angriff konnte Reinhard Canzler zunächst demonstrieren wie wichtig er sein kann, zumal bis dahin Daniel Baasch und Vincent Gottstein im Rückraum recht glücklos agierten. Nach dem 9:12 (24.) konnte man als MTV-Anhänger schon ein Déjà-vu befürchten, aber in dieser Phase zeigten sich beim THW Konzentrationsschwächen mit technischen Fehler oder ungenaue Abschlüssen. Mit viel körperlichem 1-1-Einsatz insbesondere von Fabian Hübner und Adrian Heuer, wendete sich das Blatt zugunsten der Gastgeber bis zur hauchdünnen Halbzeitführung. Allein dies Überraschung genug.
Genauso spannend ging es weiter. Bis zur 39. Minute konnte der MTV einen 2-Tore Vorsprung verteidigen und die Abschlüsse wurden sicherer (18:16). Dann machte sich wohl so etwas wie das Siegergen der Kieler bemerkbar: es fehlte den Lübecker Jungs auf einmal das Quentchen Glück (Pfosten- und Lattentreffer), auch der eigene Glaube an einen möglichen Punktgewinn. In nur 6 Minuten drehten die Gäste das Spiel erneut in ihre Richtung 19-21 (45.). Nun wurde es erst richtig spannend.
Vincent Gottstein traf jetzt wieder, Fabian Hübner tanzte die Kieler Abwehr aus und Adrian Heuer behielt die Nerven in der Angriffssteuerung und glich zum 25:25 aus (54.). Die Luft zum Zerreißen gespannt, die Kieler packten jetzt nochmal aggressiver zu in der Abwehr. 13. Parade von Julian Hamann und trotzdem das 25:26. nach Teamtimeout des THW (57.).
Auch Trainer Kurchev nahm die dritte Auszeit beim 26:27 (59.) und hatte damit Erfolg: Heuer traf und es waren nur noch 25 Sekunden auf der Hallenuhr. Und dem THW Kiel gelang es dennoch mit der Schlusssekunde, den Siegtreffer zu erzielen.
Schade MTV, aber was für eine tolle Leistung. Das sollte Selbstvertrauen für den weiteren Verlauf der Saison geben. Hoffentlich führt die Sprunggelenks-Verletzung von Ivan Kurchev aus der 4. Minute nicht zu einem längeren Ausfall des Kreisläufers.
Fotoquelle: MTV Lübeck